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Kabelmann
SP-Schnüffler Registriert seit: Sep 2005 Wohnort: im Norden, bei Lüneburg Verein: AGM e.V., TRA L2 Beiträge: 862 Status: Offline |
Beitrag 7660895
, 1:10 Aggregat 4 und/oder Canadian Arrow - Baubericht
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Moin zusammen,
Seit langem mal wieder ein Bauprojekt. Und auch auf die Gefahr hin, das das hier etwas A4-lastig wird, würde ich da wohl auch noch einen Baubericht beisteuern, und eine Geschichte. Und ganz klassisch fängt es an mit: "Und es begab sich aber zu der Zeit..." dass man mich zum RJD 2024 in die Raketenmodellbau Chatgruppe aufgenommen hatte und nur ein paar Wochen später in eben dieser Gruppe ein Beitrag von Roman auftauchte, der auf Kleinanzeigen eine ziemlich spektakuläre GFK-Urform für eine A4 im Maßstab 1:10 gefunden hatte, die ein (ziemlich begnadeter) Modellbauer im Großraum München aus Altersgründen verkaufen wollte. Ohne nachzudenken, rein dem Gedanken folgend "egal ob ich das brauche oder nicht, das Ding muß vom Markt, bevor das in falsche Hände gerät" hab ich spontan eine eMail geschrieben, dann ganz nett und lange telefoniert und die Zusicherung bekommen, ja, die ist noch zu haben, und ja, er löscht jetzt die Anzeige, das wäre jetzt meine. Bingo. Felix ist dann noch als Investor mit eingestiegen, und so kam es, das Felix und ich jetzt 50/50 Anteilseigner einer handwerklich sauberst gefertigten amtlichen Urform für eine amtliche Version "der Mutter aller Raketen" sind. Roman war so nett, das ganze Geraffel vor Ort abzuholen und "sicherzustellen". Und während wir über ein Jahr lang hin- und herüberlegt haben, wie und ob dieser riesige Berg Teile, Formen, Dokumente und, und, und den Weg nach Norddeutschland findet, war Roman so frei die Form schon einmal zu testen: Baubericht A4 "Blossom" Zweimal war ich in der Zwischenzeit beruflich in München, aber eine Übergabe war zeitlich nicht möglich, "und dann begab es sich aber", daß ich kürzlich für eine Woche nach München/Dachau unterwegs war. Und jetzt, im dritten Anlauf, 1 1/2Jahre später hat es dann endlich geklappt. Nachdem wir den ganzen VW Passat mit dem Berg an Gedöns vollgestopft hatten, war das noch ein ziemlich zünftiger Abend bei Bier und Schnitzel. Und während der endlosen Rückfahrt von München nach Hamburg hätte ich wohl genug Zeit für das "Was soll es werden?" und "Wie mach ichs?", dachte ich...... Hat nicht gereicht, bin mir noch nicht sicher. Aber eins wusste ich schon nach dem Umladen: Ich muss ganz dringend aufräumen, das Ding ist riesig. Der erste Gedanke war, das wird ein Canadian Arrow. Schönste Rakete ever. Ist der doch auch eine um ein Kaliber verlängerte Version der A4, und punktet mit einer wesentlich entspannteren Schwerpunktlage. Das Problem: Den hab ich schon gebaut, in 4", mit 38er Motorhalterung, ohne Elektronik. Also "etwas" kleiner. Zu meiner Schande muss ich allerdings gestehen, der ist tatsächlich noch nie geflogen. Ich hab mich, glaube ich, nicht getraut. Allerdings hätte ich gerne, und zwar so ziemlich genau seit diesem Hammerbild von einem Hammerflug von einer Hammerrakete vom RJD (das ist die A4 von Dennis), auch gerne so ein eigenes fettes Teil. Ich "hätte gerne" triffts aber nicht wirklich, ich will auch son Ding!! Und zwar genau in der Version vom ersten Flug in den Weltraum vom 3. Oktober 1942. Aggregat 4, Versuchsmuster 4, mit genau dem schwarz-weissen Rollmuster und "Die Frau im Mond". Klassiker. Ach, ich hasse solche Entscheidungen, aber dazu später mehr. Soweit Jan Geändert von Kabelmann am 01. Dezember 2025 um 09:57 |
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Kabelmann
SP-Schnüffler Registriert seit: Sep 2005 Wohnort: im Norden, bei Lüneburg Verein: AGM e.V., TRA L2 Beiträge: 862 Status: Offline |
Beitrag 7660897
, Einkaufen und andere lästige Vorarbeiten
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Aktuell muss die Entscheidung , was es denn nun werden soll, noch nicht getroffen werden.
Aber die Eckdaten stehen: A4 oder ähnliches im Maßstab 1:10. Also 170mm Durchmesser, Höhe so um 150cm. Viel wichtiger war es Platz zu schaffen, den Bestand Zutaten und an Glas- und Kohlegewebe zu prüfen und zu schauen was man noch so alles braucht um lediglich erst einmal die Teile herzustellen. Was dann da an Innereien reinkommt ist erstmal ein Problem von Zukunfts-Jan. - Glasgewebe und -Gelege - Harz und Härter - Trennwachs - Folientrennmittel - Farbpigmente zum Einfärben des Laminats - Microballons - Thixotropiermittel - Glasfaserschnitzel - Reichlich Pinsel und Schaumrollen zum Einmalgebrauch - Einmalhandschuhe - usw. Alles da, aber keinesfalls in ausreichender Menge für so ein "dickes Ding". HP-textiles war die günstigste Bezugsquelle die das alles geboten hat. Roman hat aus Küchenkrepp und Klebeband Schablonen für die Zuschnitte für Spitze und Finnen hergestellt und mir diese freundlicherweise überlassen. Das macht es etwas einfacher, aber ums Ausschneiden kommt man damit auch nicht drumherum, und bei 3 Lagen pro Finnenhälfte macht das alleine für die Finnen 24 Zuschnitte. Plus 6 für die Spitze, plus 6 für das Körperrohr, plus 6 für eine etwaige Verlängerung, und das ganze doppelt, wenn es nicht auf Anhieb hinhaut. Aber wozu arbeitet man schließlich in einer Laserbude?? Und wozu hat man (außer zu Vorführzwecken) schließlich eine Maschine mit 3200mm x 3200mm Arbeitsfläche mit 500W CO2 Laser rumstehen? Und wozu ist es dazu noch so total simpel, Romans Schablonen einfach zu fotografieren, das Bild in die Lasersoftware zu importieren, den Umriss zu vektorisieren und in der Größe zu skalieren? Kopierer war zu klein, also kein Scan, also kein PDF-Import, aber Foto ist ganz genau so einfach. Also halbe Stunde eher losgefahren, und morgens vorm Einstempeln mal eben, schnell und schmutzig die Teile ausgeschnitten. Video Glasfaser schneiden auf 3XL3200 Einfach drauflegen die schöne neue Rolle oder die Kohlefaserreste die noch rumlagen, Knopf gedrückt und ausgeschnitten. Das war einfach. Geändert von Kabelmann am 30. November 2025 um 23:55 |
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DennisP
SP-Schnüffler Registriert seit: Mär 2010 Wohnort: Gießen Verein: AGM, Solaris, Tripoli Rocketry Association (L2) Beiträge: 837 Status: Offline |
Beitrag 7660902
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Ich freue mich auf den Bericht und wünsche gutes Gelingen
![]() Viele Grüße Dennis |
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Bäckchen
rauchender Poseidon Registriert seit: Jun 2004 Wohnort: Nähe NE Verein: Beiträge: 2553 Status: Offline |
Beitrag 7660903
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Ich liebe es wenn ein Baubeicht so anfängt
und wenn Jan das macht dann wird der Flug und Landung auch spektakulär, was nicht heisen soll das alle anderen nicht tolle Bauberichte und Flüge abliefern. Freu mich dann schon auf den RJD20xx Gruß Andreas In Wirklichkeit ist die Realität ganz anders !? |
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Roman
Archiv-Moderator Registriert seit: Feb 2001 Wohnort: Verein: Ramog Beiträge: 2042 Status: Offline |
Beitrag 7660905
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Moin Jan!
Was soll ich sagen? Vielen Dank für das Schnitzel! Ich freue mich auf's Mitlesen und wunderbare Flüge Die Formen sind wirklich toll und haben das Potential, dass daraus noch viele tolle Modelle entstehen. Ein paar Scale-Details bilden sie nicht ab, aber da setze ich mich demnächst ans CAD, dann gibt es dafür auch einen Datenstand der gedruckt werden kann. So ein Laser ist ja echt grandios! Das (viel ungenauere) Zuschneiden des Materials von Hand hat echt gedauert und Nerven gekostet. Mein Fazit war: grob und zu groß zuschneiden und den Überstand trimmen wenn das Harz geliert ist. Viele Grüße Roman 'Technisch gesehen hat alles funktioniert!' -Ich (oft kopiert) |
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Kabelmann
SP-Schnüffler Registriert seit: Sep 2005 Wohnort: im Norden, bei Lüneburg Verein: AGM e.V., TRA L2 Beiträge: 862 Status: Offline |
Beitrag 7660911
, Spitze laminieren
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Für die Spitze hab ich versch. Glasmattenreste verwendet die hier noch so rumlagen.
Der erste Abzug sollte eigentlich nur ein Versuch werden, um wieder in die Thematik "Laminieren" reinzukommen, und um einen geeigneten Laminataufbau zu finden. Die Form hab ich gereinigt und dann mit Füssigtrennmittel auf Wachsbasis vorbehandelt. Nach dem Trocknen hab ich Wachspaste mit einem Lappen einmassiert und nach dem Ablüften mit einem Wolllappen poliert. Danach hab ich mit einem Schaumpinsel wasserlösliches Folientrennmittel verstrichen. Mit der Vorbehandlung habe ich bislang die besten Erfahrungen gemacht. Gut zu sehen, wie riesig alleine schon die Form für die Spitze ist. Harz mit 55Minuten Topfzeit erlaubt es aber ganz entspannt beide Hälften zu präparieren und zu montieren. Für die Nahtstellen und die Kante zum Kuppler habe ich etwas Harz mit reichlich Glasballon angedickt und die entsprechenden Stellen mit dieser Pampe vorgelegt. Nach dem zusammensetzen wird das jeweils einseitig überstehende Gewebe mit der gegenüberliegenden Hälfte verstrichen und angedrückt, dabei drückt sich die Glasballonmatsche schön in den Nahtbereich und minimiert die Bildung von Fehlstellen. Die zusammengesetzten Hälften haben dann die Nacht vor dem Ofen im Wohnzimmer verbracht. Der erste Abzug hat mit Laminatstärke und Stabilität gleich bestanden und wird weiter verwendet. Da der fertige Apparat eh von der Grundfarbe her weiß wird, habe ich das Harz mit Farbpaste weiß eingefärbt. Aufbau ist (von außen nach innen) 1x166g/qm, 1x213g/qm und innen 1x320g/qm BD. Die Bindung der beiden Außenlagen ist "Köper", lässt sich immer viel besser in die Form legen als "Leinwand" Die dicke Innenlage in 320g/qm ist ein bidiagonales Gelege 45°/45°. Damit wird alles extrem stabil und die innere Oberfläche ist derbe rauh und bietet später allerbesten Halt um Spanten oder Trimmgewicht etc. einzukleben. Der Kuppler wird noch entfernt, hab den aber mitlaminiert, um eine schöne präzise Schulter und damit spätere Kante zu haben. Ohne den Kuppler wiegt die Spitze 275g. Ging doch. Geändert von Kabelmann am 06. Dezember 2025 um 17:45 |
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Kabelmann
SP-Schnüffler Registriert seit: Sep 2005 Wohnort: im Norden, bei Lüneburg Verein: AGM e.V., TRA L2 Beiträge: 862 Status: Offline |
Beitrag 7660916
, Finnen laminieren
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Dann kann ich mich ja an die Finnen wagen.
Die Formen werden genauso vorbehandelt wie schon bei der Spitze, nur der Laminataufbau wird anders. Nach den Erkenntnissen zu Laminatstärke und zu erwartender Festigkeit wird das hier probeweise in die Form gelegte 320g/qm Glasgelege NICHT verwendet. Zu schwer. Wo bei der Spitze das Gewicht absolut unkritisch ist, ist hier knausern angesagt. Wie Roman schon schrieb, jedes unnötige Gramm hier wird nochmal doppelt in der Spitze gebraucht. Hier ist die bidiagonale 45°/45° Faserrichtung schön zu sehen. Würde auch strukturell gerade hier an der Finne gute Dienste leisten, aber: Zu schwer. Aufbau wird (von aussen nach innen), 1x 166g/qm Glas, 1x 200g/qm Carbon, 1x166g/qm Glas. Die Kohlematte ist ein Reststück, Köper, schiebefest vorbehandelt. Hat den Vorteil das das nicht ausfranst (auch wenn man das von Hand schneidet), ideal für Sichtcarbon, aber extrem störrisch beim in die Form drapieren. Allerdings ist der bindende Kleber wärmeempfindlich, und so lässt sich so ein störrisches Stück mithilfe eines Föns vorher passend hinformen. Anprobe der lasergeschnittenen Gewebestücke passt gut, wenn ich das bei einem eventuellen zweiten mal besser machen will, kann hier und da noch ein, zwei Millimeter mehr dran. Aber Hauptsache da steht nix über den Formenrand hinaus. Um eine schöne Kante ohne Fehlstellen zu bekommen und um sicherzustellen, das sich die beiden Finnenhälften später schön miteinander verbinden hab ich als erstes eine fette Raupe aus mit Glasballons angedicktem Harz vorgelegt. Um die Finne hier später besser kleben zu können, hab ich hier zwei Stücke Abreissgewebe mit einlaminiert. Nach dem Fügen der beiden Formenhälften offenbart sich das Dilemma mit der störrischen Carbonmatte. Das mit dem Fön wusste ich da noch nicht, und so wollte das Zeug partout nicht um die Kurve für die breite Wurzel der Finne. Damit das in die Form gedrückt wird mussten zwei Plastikbeutel Strandsand herhalten, und damit die nicht festkleben und es beim Entfernen kein Unglück geschieht, gabs noch Backpapier und Frischhaltefolie zu Trennzwecken. Die fertige Finne hat dann immer in der Küche auf der Fußbodenheizung übernachtet. Geändert von Kabelmann am 06. Dezember 2025 um 18:31 |





