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Darf eine Schule nach einem Raketenpionier aus dem dritten Reich benannt sein?
Ja, aber mit kritscher Betrachtung der Umstände.
Nein, die waren böse und bleiben böse.
Mir egal.

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Neil

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Neil

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Beitrag 6728911 , Darf eine Schule nach einem Raketenpionier aus dem dritten Reich benannt sein? [Alter Beitrag06. Februar 2008 um 12:44]

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Hi,

hier ein Artikel aus dem Spiegel. Es geht um die Benennung einer Schule nach Klaus Riedel. Viele halten die Namensgebung für etwas unglücklich. Was denkt ihr darüber?

Gruß

Neil

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Neil

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Neil

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Beitrag 6728912 [Alter Beitrag06. Februar 2008 um 12:53]

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Was soll ich dazu sagen?
Schaut man sich den Film 2001 an, so sieht man, das die erste technische Errungschaft als Waffe benutzt wurde. Das hat sich so durchgeführt durch alle technischen Entwicklungen. Also sind alle Entwicklungen und deren Erfinder böse?
Ich denke das erst der Benutzer die Waffe zu einer Waffe macht. Klaus Riedel wußte was damit gemacht wurde, aber alle anderen in Deutschland wußten auch, das Deutschland Krieg führt. Sind also alle gleich Schuld und keiner dürfte für den Namen her halten. Oder?
Ich finde das die ewige Diskussion über Wissenschaftler und deren Erfindungen im dritten Reich so langsam mal in der Öffentlichkeit aufhören sollte. Ich wurde lange nach dem Krieg gebohren. Leider in Deutschland und deswegen werde ich jetzt auf ewig zu den Kriegstreibern gezählt. Wurde man zum Glück in den USA gebohren, gehört man zu den Siegern. Egal das die die meisten Atombomben eingesetzt und getestet haben, das die ihre Ureinwohner fast ausgerotet haben und jetzt munter weiter kriegstreibend um die Welt ziehen.
Warum wird der Erfinder des Autos, des Messers oder der Eisenbahn nicht verteufelt? die meisten Menschen wurde abgestochen. Es wurde mehr vom Auto aus abgefeuert als von Raketen.

Gruß

Neil

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TheSmartGerman

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Beitrag 6728931 [Alter Beitrag06. Februar 2008 um 18:17]

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Hallo Neil,
ich denke mal wenn der Name Wernher von Braun für die Schule verwendet worden wäre hätte das weniger Diskussionen hervorgerufen. Da er trotz seiner Nazi Vergangenheit sehr große Dienste der Menschheit geleistet hat. Die meisten Froscher im 3. Reich wollten nur Forschen und das NS Regiem hat bei entsprechenden Forschungen gut Geld investiert.

Solange nicht Namen von Kriegsverbrechern wie z.B. Dr. Mengele für Schulnamen verwendet werden finde ich das ok.

Nachtrag: Hab mir erst jetzt den kompletten Spiegelbericht durchgelesen... aus die Wernher von Braun Schulen hatten also Probleme...

Geändert von TheSmartGerman am 06. Februar 2008 um 18:21


Schrauben-sägen-löten-kleben, so vergeht viel Zeit im Leben!

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Neil

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Neil

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Beitrag 6728944 [Alter Beitrag06. Februar 2008 um 21:17]

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Hi,

Klaus Riedel starb 1944 bei einem Verkehrsunfall. Er hatte deswegen nicht die Chance gehabt weiter "gutes" für die Menschheit zu machen wie WvB. Ist er deswegen jetzt ein schlechterer Mensch?

Gruß

Neil

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Peter

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Peter

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Beitrag 6729945 [Alter Beitrag09. Februar 2008 um 21:11]

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Zitat:
Original geschrieben von TheSmartGerman
ich denke mal wenn der Name Wernher von Braun für die Schule verwendet worden wäre hätte das weniger Diskussionen hervorgerufen.

Leider ist eher das Gegenteil richtig. Wernher von Braun ist der prominenteste Vertreter der deutschen Raketenpioniere, also bekämpft man ihn im Zweifelsfall besonders heftig. Die Idee dahinter ist ja nicht, einer einzelnen Person Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, sondern im Ansatz zu unterbinden, daß irgendetwas aus dem Dritten Reich positiv besetzt werden könnte.

Geht man nach den reinen Fakten, so ist die Entwicklung der A4 (so hieß die nämlich unter ihren Erbauern wirklich) eine großartige Pionierleistung. Damit waren die Peenemünder dem Rest der Welt sehr weit voraus. Alle übrigen Nationen übernahmen das technische Erbe der Peenemünder samt den Wissenschaftlern und Technikern, soviel sie davon nur kriegen konnten. Alle amerikanischen, russischen, englischen oder französischen Großraketen von damals bis heute sind direkte Nachfahren der A4, die Mondrakete Saturn wurde sogar unter wesentlicher Beteiligung Wernher von Brauns und anderer Peenemünder gebaut.

Wenn Peenemünde in Amerika läge und das alles Amis gewesen wären, dann würden die vor lauter Stolz über eine solche Leistung schier aus den Nähten platzen. Die Originaleinrichtungen von damals wären aufs beste gepflegte Gedenkstätten, und man würde aus jedem Jubiläum eine rauschende Feier machen.

Offensichtlich findet das bei uns nicht statt. Seit der Wiedervereinigung, als Peenemünde plötzlich zur Bundesrepublik gehörte, hat sich das Klima sogar extrem verschlechtert. Schon 1992 wäre ja eigentlich 50-jähriges Jubiläum gewesen, statt dessen brach damals plötzlich eine sehr heftige Anti-Peenemünde Kampagne los, Stichworte sind "Lager Dora", "Bombenopfer der V2", "Verstrickung Einzelner in den NS-Staat" usw. Also der übliche Faschismusknüppel.

Zum Wesen solcher Kampagnen gehört auch, daß man sie nicht diskutiert. Da wird nicht hinterfragt, differenziert, abgewogen, sondern nur exekutiert.

Meine persönliche Meinung ist, daß diese Antifa-Fanatismus auf Dauer nur kontraproduktiv sein kann. Eine "Wernher von Braun Schule" wäre doch eine hervorragende Gelegenheit zu einer lebendigen Diskussion, auch um den Aspekt Wissenschaft und moralische Schuld, wenn man das denn für so wichtig hält.

Es dürfte aber nicht lange dauern, bis irgendwer einknickt und die Schule wieder umbenennt. Solche Auseinandersetzungen enden zu 100,00% stets mit diesem Ergebnis. Wie wärs mit dem neuen Namen Alexander Iwanowitsch Marinesko Schule? Der war immerhin U-Boot Kapitän und Held der Sowjetunion. Wofür er das wurde? Ganz wesentlich für die Torpedierung des Flüchtlingsschiffes Wilhelm Gustloff, womit er 1945 rund zehntausend Zivilisten umbrachte.

Antifaschistische Empörung ist schon eine seltsame Sache. Sie macht aus einer Gruppe an sich harmloser Leute, die längst vor dem Dritten Reich von Raketen und Mondflügen träumten, ganz böse Gesellen, nach denen nicht einmal eine Schule benannt werden darf. Gleichzeitig wird ein Massenmörder gefeiert, in Kaliningrad steht sogar sein Denkmal.



Geändert von Peter am 09. Februar 2008 um 21:13

Neil

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Neil

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Beitrag 6729951 [Alter Beitrag10. Februar 2008 um 09:41]

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Zitat:
Gleichzeitig wird ein Massenmörder gefeiert, in Kaliningrad steht sogar sein Denkmal.



In England steht auch so ein denkmal. Ich glaube das war "Bomber Harris" der den Angriff auf Dresden befohlen hat wo sehr viele Zivilisten umkamen zu einem Zeitpunkt wo der Angriff nicht mehr nötig gewesen wäre. So oder so ähnlich.

Meine Freundin hatte zu dem Thema eine interessante Lösung. Die löst zwar nicht alte Probleme aber evtl. hilft es neue nicht zu schaffen.
Die Mediziner müssen am Ende ihrer Ausbildung den Eid des Hippokrates leisten. Warum gibt es sowas nicht bei technischen Ausbildungen? Wenn einer sein Dr. rer. nat. macht, muss er schwören auf wenn auch immer, das er seine Fähigkeiten nur für gutes einsetzen wird. Dann könnte man die danach damit fest nageln.

Gruß

Neil

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Oliver Arend

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Beitrag 6729958 [Alter Beitrag10. Februar 2008 um 14:44]

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> Wenn einer sein Dr. rer. nat. macht, muss er schwören auf wenn auch immer, das er seine Fähigkeiten nur für gutes einsetzen wird.

Wie soll das ablaufen? Wenn alle Maschinenbauer und Luft- und Raumfahrtingenieure einen solchen Eid leisten, dürften keine Lenkwaffen oder Panzer mehr entwickelt werden? Dabei ist die Entwicklung an sich ja kein Problem, nur der Einsatz. Und der wird von Politikern oder Militärs befohlen -- die m.W. solche oder so ähnliche Eide schon leisten.

Ich persönlich habe übrigens kein Problem mit der Entwicklung von Waffen, auch wenn ich deren Einsatz natürlich nicht unterstütze. Es ist für mich einfach eine technische Herausforderung, die jedoch auch der Abschreckung und damit der Verteidigung dient.

Oliver

Geändert von Oliver Arend am 10. Februar 2008 um 14:45

Bucho

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Beitrag 6729961 [Alter Beitrag10. Februar 2008 um 14:47]

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Sehe ich genauso. Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich persönlich habe auch kein Problem damit Waffen zu entwickeln. Leider werden Waffen nun einmal gebraucht...

Per Aspera ad Astra
Reinhard

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Beitrag 6729975 [Alter Beitrag10. Februar 2008 um 15:48]

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Hi,

ich denke das kann man nicht so unbedingt generalisieren. Persönlich stehe ich da ein wenig im Widerspruch zu der oft faszinierenden Hochtechnologie die dort dahintersteckt und der Anwendung. Im Endeffekt ist wohl eine Frage die man nur im Einzelfall beurteilen kann. Ich hätte wohl kein großes Problem am Bordradar des Eurofighter mitzuarbeiten, aber ich würde keine Antipersonenmine entwickeln wollen.

Gruß
Reinhard
Peter

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Peter

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Beitrag 6731911 [Alter Beitrag11. Februar 2008 um 20:09]

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Das klassische Argument lautet wohl: Ohne Waffen hätte man Adolf Hitler nie stoppen können, einschließlich besonders häßlicher Waffen wie Personenminen und Phosphorbomben. Die Kehrseite dieses Arguments: Hätte man die deutsche Bevölkerung damals gefragt, wäre ihnen der "Endsieg" lieber gewesen als die "Befreiung", egal mit welchen Waffen.

Es gibt da wohl keine objektive Wahrheit, nicht zuletzt weil die Geschichte immer von den Siegern bzw. von den Stärkeren geschrieben wird. Ist der "Eid des Hippokrates" noch intakt, wenn ein amerikanischer Atombombenspezialist seiner Arbeit nachgeht, und ist der pakistanische Kollege, der dasselbe tut, ein Verbrecher?

Geändert von Peter am 11. Februar 2008 um 20:10

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