pegi
Grand Master of Rocketry
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Russische "Sojus"-Trägerraketen können künftig von Kourou starten
Berlin/Moskau (ddp). Russische "Sojus"-Trägerraketen können künftig auch vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana starten. Das sieht ein Vertrag vor, der am Freitag in Paris vom französischen Premierminister Pierre Raffarin und dem stellvertretenden Ministerpräsidenten Russlands, Boris Aljoschin, unterzeichnet wurde. Schon Ende 2006 soll die erste "Sojus"-Rakete in Kourou aufsteigen, die bis zu drei Tonnen Nutzlast auf eine geostationäre Übergangsbahn hieven kann. Damit erhoffen sich die Betreibergesellschaft Arianespace und die Russen eine Monopolstellung in diesem Segment. Zusammen mit der stärkeren europäischen "Ariane-5"-Rakete, die bis zu 22 Tonnen ins All bringen kann, hätte die Europäische Weltraumorganisation ESA damit eine gute Position auf dem heiß umkämpften Markt bei kommerziellen Satellitenstarts. Die Kosten für den Bau der Startanlage in Kourou, die auf 250 Millionen Euro geschätzt werden, teilen sich nach dem jetzigen Stand der Dinge Arianespace und die ESA. Die Zusammenarbeit zwischen der ESA und den Russen begann schon zu Zeiten der Sowjetunion. Sie beschränkte sich damals allerdings ausschließlich auf wissenschaftliche Projekte. Musterbeispiel dafür sind die beiden russischen "Vega"-Sonden, die 1986 auch mit westeuropäischen Apparaturen an Bord den Halleyschen Kometen erforschten. Mit dem Zerfall des Sowjetimperiums eröffneten sich neue Felder der Kooperation. So flog mit dem Deutschen Ulf Merbold 1994 der erste ESA-Astronaut zur Raumstation MIR, um dort einen Monat lang zu forschen. Schon bald folgten ihm mit Thomas Reiter ein weiterer Deutscher sowie mehrere Franzosen. Inzwischen sind Franzosen, Italiener, Belgier und erst jüngst mit Pedro Duque ein Spanier mit russischen "Sojus"-Raumschiffen zur Internationalen Raumstation ISS geflogen. Das Datenmanagementsystem DMS-R des russischen ISS-Segments, in dem sie ihr wissenschaftliches Programm absolvierten, wurde übrigens von der ESA gebaut. Auch in anderen Bereichen entwickelt sich die Kooperation gedeihlich. So arbeiten Russen und Europäer unter deutscher Federführung an einem zukunftsträchtigen Triebwerk, das mit Erdgas gespeist werden soll. Nach dem astrophysikalischen Observatorium "Integral" und der Sonde "Mars Express" soll 2005 "Venus Express" mit einem russischen Träger in die Umlaufbahn gebracht werden. Später soll das ESA-Merkur-Projekt "BepiColombo" folgen. Russland seinerseits zeigt großes Interesse, sich am europäischen Satellitennavigationssystem "Galileo" zu beteiligen.
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Neil
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Hi,
das finde ich eine etwas überraschende aber erfreuliche Meldung. Weiß einer wie es denn dan mit der Landung aussieht? Wird diese wie gewohnt in Russlands Steppen statt finden? Bei Flügen zu der ISS könnte man ja auch mal in USA landen. Für eine Landung im Meer brauchen die Russen wohl noch etwas Erfahrung. diese wären ja bei einem Startabbruch mit der Rettungsrakete erforderlich. Man kann also nur hoffen, das die Raumfahrt in Europa dadurch preiswerter wird.
Gruß
Neil
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Oliver Arend
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Es scheint als ob die Союз nur von Kourou starten wird, um Satelliten in eine Umlaufbahn zu bringen. Bemannte Starts (mit Landungen) werden wohl weiterhin in Байконур stattfinden.
Oliver
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pegi
Grand Master of Rocketry
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Es geht hier nur um Satellitenstarts - ist offenbar billiger als die Ariane 4 weiterzufliegen
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MikeHB
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Moin zusammen. Ich stelle hier mal meine persönliche Meinung als ehem. Ariane 4 Mechaniker dar: Das Sojus in Zukunft auch von Kourou starten wird ist eine Krücke und der Versuch, Fehler der Vergangenheit auszubügeln! Ariane 4 ist definitiv zu früh eingestellt worden. Der Markt für kommerzielle Satelliten hat sich nicht so entwickelt, wie gedacht. Noch vor wenigen Jahren ging man davon aus, dass sie Sat's immer größer und schwerer werden würden. Ariane 4 lies sich nur rentabel betreiben, wenn 2 Sat's drauf waren. Das wäre mit größeren und schwereren Sat's nicht möglich gewesen, A4 konnte knappe 5 Tonnen in einen GEO pusten. Daher sagte man sich: OK, A5 kann mehr wuppen also stampfen wir die Ariane 4 ein. Eine fatale Fehleischätzung! Die Sat's wurden eher kleiner und leichter. Leider wurden es auch weniger, so dass unter diesen Bedingungen auch Ariane 5 nicht rentabl läuft. Wenn man nur einen 4 Tonnen schweren Sat hat fliegt Ariane 5 unter ihrem können und zu teuer! Und nun? Ariane 4 ist Geschichte, die Zulieferer haben sich ihre Kapazitäten anders eingeteilt. Es gibt nur noch A5! Da sind nun die Russen ins Boot gesprungen: Arianespace kauft die Strarts mit Sojus und verkauft die Kapazitäten an Sat-Kunden. Also ein Ersatz für die A4! So sieht das aus. Fairerweise muss man sagen, das der Markt für Satelliten hart umkämpft ist. Da müssen schwierige Entscheidungen getroffen werden um sich am Markt behaupten zu können. Leider hat man diesmal in die Sch... gegriffen. Ich hoffe für die gesammte Europäische Raumfahrt das sich sowas nicht wiederholt. Denn kann könnten wir einpacken!
Gruß Michael
"Clustern? Find' ich Clusse!" (Von mir)
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